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Die Wüste Gobi

Die zentralasiatische Wüste Gobi, die früher nach dem chinesischen Wort für Sandwüste fälschlich auch Schamo genannt wurde, ist die fünftgrößte Steppenwüste der Welt. Zusammen mit den anhängigen Teilwüsten Bejshan und Alashan stellt sie nach der Sahara sogar das zweitgrößte zusammenhängende Wüstengebiet der Erde dar. Tatsächlich ist die Wüste Gobi aber eigentlich gar keine Wüste, sondern eher eine Halbwüste beziehungsweise eine Wüstensteppe. Etliche Sümpfe und Salzseen, sowie ausgedehnte Gras- und Strauchsteppen verstärken diesen Eindruck.

Geografie

Die Definition und Zuordnung der der Wüste Gobi zugerechneten Gebiete ist leider nicht eindeutig. Darum ist die genaue Lage und Ausdehnung sehr unbestimmt. Ihrer weitesten Ausdehnung nach erstreckt sich die Wüste Gobi in ihrer Breite vom Pamir bis hin zum Hinggan-Gebirge an der Grenze zur Mandschurei. Die Gebirge Altai und Changai bilden demgemäß die nördliche Grenze und im Süden begrenzen die Gebirgsketten Nan Shan und Kunlun Shan die Wüste Gobi. Mit einer hochgerechnet größten Länge von circa 2000 Kilometern und einer dementsprechend größten Breite von circa 800 km umfasst die geschätzte Fläche über eine Million km². Die durchschnittliche Höhe über NN beträgt etwa 1000 km. Aufgrund der klimatischen Bedingungen, aber auch aufgrund menschlicher Einflüsse steigt die Fläche der Wüste Gobi stetig an.

Gobi-Gurvansaikhan-Nationalpark

Der Gobi-Gurvansaikhan-Nationalpark der südlichen Mongolei in der Nähe der Stadt Dalanzadgad ist der größte Nationalpark der Mongolei und gehört zu einem Großteil zur Wüste Gobi. Er erstreckt sich über eine Fläche von circa 27000 km² und ist damit doppelt so groß, wie der berühmte Yellowstone-Nationalpark in den Vereinigten Staaten von Amerika. Inmitten des Gobi-Gurvansaikhan-Nationalparks erstreckt sich auf einer Länge von 100 und einer Breite von 12 Kilometern die größte Sanddüne der Mongolei namens Khongoryn Els.

Klima

Das Klima der Wüste Gobi wird vorwiegend vom kontinentalen Klima Zentralasiens bestimmt, aber auch die besondere geologische Form der Gegend hat einen großen Einfluss auf die klimatischen Bedingungen der Region. Aufgrund der sie umgebenden Gebirgszüge stellt die Wüste Gobi nämlich ein riesiges Becken dar, eine Senke, der sie ihren Namen (mongolisch und mandschurisch steht 'Gobi' für 'steinige Senke') verdankt. Niedrige Wintertemperaturen um durchschnittlich -30°Celsius bis hin zu -65° Celsius mit extremer Trockenheit und extrem heiße Sommer mit durchschnittlich über +35°Celsius und Temperaturschwankungen von rund 80° Celsius im Jahresdurchschnitt bei rund 260 Sonnentagen im Jahr beherrschen das Bild. Aufgrund der extremen Trockenheit mit Niederschlagsmengen zwischen 30 und 300 mm im Jahr bei einem Jahresdurchschnitt von 100 mm und der dementsprechend geringen Vegetation sind die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht das ganze Jahr über extrem. Häufige Sand- und Schneestürme im Frühling und Sommer runden das klimatische Bild der Wüste Gobi ab.

Verkehr

Außer verschiedenen Karawanenstraßen, einer Schnellstraße durch die Teilwüste Bejshan als Verbindung von Xinjiang mit dem östlichen China und der Transmongolische Eisenbahn gibt es in der Wüste Gobi keine nennenswerten Verkehrswege, allerdings liegt an ihrer südlichen Grenze die weltberühmte Seidenstraße.

Ökologie

Vegetation

Aufgrund des ariden Kontinentalklimas ist die Vegetation der Wüste Gobi beschränkt auf kälte- und trockenheitsresistente Gräser und Sträucher. Große Teile der Wüste sind weitgehend vegetationsfrei. Die östliche Region ist durch Überweidung stark gefährdet. In den Steppengebieten der Mongolei nimmt die Ziegenhaltung zur Kaschmirgewinnung immer mehr zu, und da die Ziegen sich nicht auf die vorhandenen Gräser beschränken, sondern auch ihre Wurzeln ausreißen, ist die Wirkung auf das betroffene Ökosystem verheerend.

Fauna

Die Wüste Gobi und die angrenzenden Regionen beherbergen allen Erwartungen zum Trotz zahlreiche Tierarten wie zum Beispiel Wölfe, Kropfgazellen, Gerbils, Steppeniltis, Wildkamele und Schneeleoparden.

Geschichte

In der Region der Wüste Gobi fand um circa 1130 der größte zusammenhängende Herrschaftsbereich der Weltgeschichte, das Mongolenreich seinen Ursprung. Auch die berühmte Seidenstraße ist eng mit der Geschichte der Wüste Gobi verknüpft. In neuerer Zeit macht die Wüste Gobi als Fund- und Ausgrabungsstätte vieler prähistorischer Dinosaurierarten von sich Reden. Zahlreiche bislang unbekannte Dinosaurier wurden hier erstmalig entdeckt. Noch heute finden dort Ausgrabungen statt. Darüber hinaus nutzt die Volksrepublik China den ihr zugehörigen Teil der Gobi als Startbasis für ihr Raumfahrtprogramm.

Bevölkerung

Die Wüste Gobi gilt als die dünnbesiedelste Region der Erde. Abgesehen von den Siedlungen für das Raumfahrtprogramm der Volksrepublik China und die Ausgrabungsstätten gibt es in der Wüste Gobi keine nennenswerten Ansiedlungen. Nomaden durchziehen mit ihren Jurten und ihren Viehherden die Wüste weiträumig.

Desertifikation

Hintergründe

Eins der größten Probleme, die die Wüste Gobi mit sich bringt, ist die Desertifikation, die Ausbreitung in besiedelte oder bewirtschaftete Gebiete. Nicht Dürre führt zur Desertifikation, da die Auswirkungen einer Dürre reversibel sind. Aber der Zusammenhang zwischen lang anhaltender Dürre und Desertifikation ist nicht von der Hand zu weisen. Weltweit verwüstet die jährliche Desertifikation zwischen fünf bis sieben Millionen Hektar Land. 30 Millionen Quadratkilometer sind akut von der Verwüstung bedroht. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat die Wüste Gobi. Aufgrund menschlicher Bewirtschaftung, ökologischen Raubbaus und anderer menschlicher Einflüsse spricht man auch von „man-made-desert“. Abholzung der Wälder und Überweidung der Grasteppen in der Gobi-Region führen dazu, dass die Wüste Gobi sich immer weiter ausbreitet. Eine Million Tonnen Sand und Staub werden jährlich mit steigender Tendenz durch Sand- und Staubstürme über Peking verteilt. Der volkswirtschaftliche Schaden, der sich aus dieser Wüstenbildung jährlich für die Volksrepublik China ergibt, liegt mittlerweile bei 54 Milliarden Yuan, was rund 5,6 Milliarden Euro entspricht.
Nicht nur die ariden Regionen der Erde sind davon betroffen, nicht nur die Bewohner von Wüstenregionen dafür verantwortlich. Der jährliche Verlust von 25 Milliarden Tonnen Boden führt weltweit zu Einkommensverlusten in Höhe von 42 Milliarden Dollar.

Maßnahmen

Bereits in den 70er Jahren hat die Volksrepublik China ein Projekt in Angriff genommen, das unter dem Namen "Grüne Mauer" weltweit bekannt wurde. Unter großem Aufwand wurde mit internationaler Hilfe im Norden des Landes mittels bislang 30 Millionen Bäumen ein circa 700 Kilometer langer Schutzwall gegen die Sandstürme errichtet. Mittlerweile sind über 20 Millionen Hektar Land als „Grüne Mauer“ bewaldet. Da jedoch die Schutzmaßnahme frühestens in 10 bis 15 Jahren einen wirksamen Schutz bietet und die eigentlichen Ursachen der Desertifikation nicht bekämpft, sind weitere Maßnahmen zwingend erforderlich.

Die Sand- und Staubstürme der Wüste Gobi haben aber nicht nur negative Auswirkungen auf die Umwelt. U.S.-Wissenschaftler vom kalifornischen Ernest Orlando Lawrence Berkeley National Laboratory konnten nachweisen, dass die Sand- und Staubstürme der Wüste Gobi gelegentlich das Phytoplanktonwachstum im Nordpazifik ankurbeln und dadurch die Meeresbiologie und -ökologie, auch im Sinne der Biodiversität, nachhaltig fördern.

Schlussbemerkung

Die Wüste Gobi ist eine faszinierende Region, eine Wüste der Extreme mit den ihr eigenen Besonderheiten und Problemen. Nicht einfach 'nur eine Wüste' bietet sie so vielfältige Eindrücke und Perspektiven wie keine andere Wüste. Erhaltenswert, aber auch in ihrer bodenverschlingenden Expansion zu bekämpfen und wirksam einzudämmen, ist sie eine der interessantesten Regionen der Erde.